Karate

Weichheit und Loslassen

 
Karate-do heisst Weg der leeren Hand. Das heisst für viele nur, ohne Waffen zu kämpfen. Karate ist aber auch eng mit dem Zen Buddhismus verbunden.
Wenn man sich dessen Gedanken von innerer Leere und geistiger Beruhigung öffnet, wird Karate erst richtig interessant.


Interessant zum einen in geistiger Hinsicht. Karate lädt zu einem ungeheuren Wagnis ein -sich richtig fallen zu lassen. Die traditionellen Karatestände helfen dabei. Sie sind so konstruiert, dass, wenn man sich ihnen wirklich anvertraut, man scheinbar ganz den Halt verliert. Der Körper scheint durch den Beckenboden durchzubrechen und in die Tiefe zu stürzen. Das Loslassen löst, obwohl man ja maximal auf dem Hosenboden landen kann, fast eine Todesangst aus - eben weil man, induziert durch das physische Loslassen auch alles andere, seine ganze gewohnte Existenz, los und fallen lässt.


Die meisten Menschen, und auch die meisten Karateka, scheuen Loslassen darum wie der Teufel das Weihwasser. Vor die Tür der inneren Befreiung hat die Natur grimmige Wächter aufgebaut.


Frei zu werden, sich nach innen zu wenden und zu erneuern, sind aber Voraussetzung, um in Frieden leben und mit der Welt umgehen zu können. Wer sich nicht erneuert, erstarrt. Wer erstarrt, verliert den Kontakt zu sich selbst und der Umwelt.


Um sich neu zu erschaffen, muss man aber das Risiko eingehen, altes absterben zu lassen und nichts Neues dafür wieder zu kriegen. Loslassen also. Das Risiko zu vergehen, muss man im Kampf mit einem äußeren Gegner genauso eingehen, wie in der Auseinandersetzung mit sich selbst.


Im Karate in der Inneren Stille in Kreuzberg wird dieser Ansatz ganz besonders gepflegt. Die üblichen Ausweichtaktiken, mit denen man sich um das Loslassen im Karate herumdrückt, Konzentration auf Äußeres, sich hart machen, die Bewegungen mit Muskelgewalt angehen und äußerlich automatisieren, finden hier keinen Platz. Stattdessen wird der Körper so weich gemacht, dass er gar nicht anders kann als loszulassen, die inneren Strukturen aufzuheben und unsere Intuition frei walten zu lassen.


Darum ist es auch in körperlicher Hinsicht ganz anders als das in Deutschland zumeist gelehrte, sportliche Karate. In den Übungen in der Inneren Stille wird man weich, nicht hart, leicht und nicht schwer, stark aber nicht kantig. Sie sind in geistiger wie körperlicher Hinsicht eine Befreiung. Üben können Menschen fast jeden Alters und auch ohne Vorkenntnisse. Man bleibt meistens lange dabei.


Am besten ergänzt man Karateübungen durch stille Meditationsübungen. Diese verfolgen den selben Zweck, aber mit weniger großer körperlicher Anstrengung und Stimulation. Die Innere Stille findet man genau an der Grenze von Kreuzberg und Neukölln, in der Urbanstrasse 93.